Freitag, 7. Dezember 2018

Steiniger Weg!

"Nichts stand in seinem Leben ihm so gut,
Als wie er es verlassen hat;
Er starb wie einer, der sich auf den Tod geübt,
Und warf das Liebste, was er hatte, von sich,Als wär's unnützer Tand." - William Shakespeare 

 

 

Vor 1.5 Monaten war er also da der Tag. Der Tag der mir, in dieser Situation, jeglichen Glauben ans Leben nahm. Ich hab in diesem Moment gelernt, dass viele Menschen sofort zur Stelle waren. Egal ob enge Freunde, Bekannte oder meine Familie. Alle waren da und haben ihr Bestmögliches gegeben, damit es mir besser geht. Das ist wirklich der Wahnsinn und oft bin ich mir gar nicht bewusst, was ich da eigentlich für eine Arme an Menschen voller Liebe hinter mir stehen habe. - Vielen Dank dafür!

Die Phasen der Trauer

Mein Arbeitskollege lag mir an dem Tag, als sich meinen Freund verlor, eine Übersicht der Phasen der Trauer auf den Tisch und sagte: "Alles was gerade passiert und was in den nächsten Wochen passieren wird, ist okay." In diesem Moment, konnte ich gar nicht begreifen, was er mir sagen möchte. Ich war erfüllt von so viel Schmerz, dass ich dachte, ich werde ewig dort feststecken. Was für Phasen überhaupt, dachte ich. Was soll mir das bringen, mir diese Phasen anzuschauen...
Kennt ihr die Phasen der Trauer?- Ich stelle sie euch gern einmal vor. 


Phasen der Trauer - www.psychologieforum.de








 Als ich mich mit meinem Arbeitskollegen unterhielt, bzw. schluchzend vor ihm saß, befand ich mich Wohl gerade an Punkt 2 Der Schock

Tatsächlich durchlief ich in den nächsten Wochen die verschiedenen Punkte und konnte sie für mich auch gut verorten. Die Wut die folgte, empfand ich als sehr intensiv und gleichzeitig hat es sich für mich falsch angefühlt, jetzt wütend zu sein. Warum bin ich wütend? Weil er gegangen ist? Weil er sich nicht von mir verabschiedet hat? Wahrscheinlich war es beides.

Als ich das erkannte, war ich enttäuscht von meinem Ego, dass mir da im Weg stand. Ich nahm mich in diesem Moment als wichtigste Person war. Immerhin schien ich ihm doch wichtig gewesen zu sein, da habe ich doch eine Eklärung verdient. 
Die Antwort darauf, kam relativ schnell. Nein- niemand hat eine Antwort verdient. Man kann sich keine Antwort verdienen. Wahrscheinlich hatte er selbst keine Antworten mehr. Es geht in diesem ganzen Prozess nicht darum, dass ich eine Antwort finde, sondern dass ich lerne Situationen und Geschehnisse zu akzeptieren, die ich nicht verändern kann. 
Ich erreichte also die nächste Stufe der Akzeptanz. Natürlich hielt dies nicht lang und es wurde frustrierend das ganze einfach so hinzunehmen und zu akzeptieren. Ich kann doch nicht einfach akzeptieren, dass da ein guter Freund von mir einfach weg ist. Nicht mehr ich stand in diesem Moment im Fokus meiner Gedanken. Es war nicht mehr der Gedanke, dass ich verlassen wurde, es war der Gedanke, dass mein Freund nicht mehr da ist. Eine großartige Persönlichkeit, ein Mensch der eine absolute Bereicherung für diese Welt war- ist nicht mehr unter uns.
 - Die Trauer setze ein. Wahrhafte Trauer. 
Ich bin ganz ehrlich, ich bin nicht sonderlich gut darin, Trauer auszuleben. Ich denke, keiner von uns denkt sich "Geil, heute bin ich traurig....endlich!" 
Ich hab also versucht mich abzulenken, ich versuchte es zunächst mit Feiern gehen und Alkohol trinken. Der Klassiker unter den Betäubungsmitteln.- hat leider nicht wirklich funktioniert vom Alkohol wurde mir sofort schlecht und traurig war ich nach der Party immer noch. 

Was nun? Ich entschied mich ein Abschiedsritual zu vollziehen. Uhhh ein Ritual? Das Klingt ja verrückt.
Rein psychologisch betrachtet, ist das lediglich eine Art sich von belastenden Situationen zu lösen. Sich nicht nur geistig davon zu lösen sondern eben auch durch Worte und Taten.
Kurz um, es war befreiend. Ich fühlte wie eine rießige Last von mir abfiel, von Selbstzweifeln, von Schuld, von Vorwürfen...ich erkannte, dass ich meinen Freund gehen lassen kann und die zurückbleibende Trauer auszuhalten ist. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass mein Brustkorb und mein Herz in Flammen stehen.
Ich denke derzeit stehe ich irgendwo zwischen den letzten Zwei Punkten Öffnung und Integration
Ich merke, dass es wieder bergauf geht. Ich praktiziere wieder mehr Yoga und meditiere viel, kann mich wieder auf meine Klienten auf Arbeit konzentrieren, sowie auf mein Studium. Ich empfinde wieder das Gefühl von Glück und Freude ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Ich erkenne gerade, dass nicht ich gestorben bin, obwohl es sich innerlich eine Zeit lang so angefühlt hat. Nicht mein Leben ist beendet. Ich entscheide mich für das Leben, mit allem was es mit sich bringt, auch wenn dazu Trauer und Schmerz gehören, denn aus all diesen Situationen und Momenten im Leben, kann man Kraft schöpfen. So zehrend wie sie vielleicht in diesem Moment scheinen, du kannst daran wachsen. Wenn du es schaffst, diese Situationen mit Liebe anzunehmen für dein Leben, erkennst du, dass all das eine Lehre für dich sein kann. Du lernst dich ein Stück besser kennen.
Mein Arbeitskollege hatte recht, alles ist okay und jede Phase ist okay. Er zeigte auf die letzten zwei Phasen und sagte "Wenn du da bist, gehts dir wieder besser, aber das braucht Zeit." 

Nehmt euch Zeit für diesen Prozess

Ich habe viele Nachrichten von Menschen bekommen, die mir mitgeteilt haben, dass sie auch einen Menschen verloren haben. Danke für eure Offenheit, das ist nicht die Normalität, dass Menschen so offen miteinander umgehen. 

Was ich euch gern mit auf den Weg geben möchte, lasst euch Zeit in diesem Prozess und versucht euch nicht zu betäuben oder Gefühle wegzudrücken. All diese Gefühle wollen euch etwas mitteilen. Auch wenn es weh tut, es hat seinen Zweck. 
Lasst Gefühle dasein und versucht sie auszuleben. Wenn ihr weinen müsst, dann ist das okay. Es ist okay verletzbar zu sein und ich denke, niemand wird euch auslachen dafür. Im Gegenteil! 
Es gibt nichts schlimmeres, als Gefühle wegzuschieben, sie werden euch einholen. Vielleicht nicht auf die gleiche Art und Weise aber die Psyche wird dies kompensieren, dann eben in Form einer Angststörung oder mit Panikattaken. 


Es kommt wieder der Tag, an dem ihr bereit seid, Liebe zu empfangen und selbst zu versenden. Versprochen! 

Wer gern näheres über das Abschiedritual wissen möchte, kann mir gern Nachricht schreiben! 

Fühlt euch alle gedrückt und geliebt! 

Judzn

Freitag, 26. Oktober 2018

Mach's gut.

Gerade dachte ich, dass einfach alles gut ist. Alles ist irgendwie okay. Es gibt nichts zu meckern. Ich mache regelmäßig Yoga und meditiere (was mir ungemein Ruhe in mein Leben gebracht hat). Ich habe eine liebe Familie, ich habe Arbeit und mein Studium neigt sich auch endlich dem Ende zu.
Nun gut, was Beziehungen angeht, durfte ich vor kurzem erfahren, wie es sich anfühlt eine Überbrückung - ein Lückenfüller zu sein. War nicht schön, aber es lässt sich damit weiterleben.

Doch nun kommt dieser eine Anruf während ich auf Arbeit sitze. Der Anruf, der mir den Boden unter den Füßen weggerissen hat.

Ein guter und langjähriger Freund von mir ist gestorben. Kein Unfall, keine Krankheit. Suizid.

Bisher habe ich auf Todesfälle in meiner Umgebung eher rational reagiert. Der Mensch ist gestorben - nicht schön, aber das ist der Lauf der Dinge. In diesem Fall ist es anders. Ich habe unheimlich viel Zeit mit diesem Freund verbracht, wir waren uns nah, kannten einander gut. Und auf einmal kommt diese Nachricht, dass er sich dazu entschlossen hat sein Leben zu beenden.

Ich wünsche mir, du hättest die Kraft gehabt, mit mir über das zu sprechen, was dich belastet hat.
Sicher, es ist dein Leben und somit deine Entscheidung. Wahrscheinlich kann ich das einfach nicht nachvollziehen, dass Probleme so groß sein können, dass der einzige Ausweg die Beendigung deines Lebens zu sein scheint.
Ich arbeite in einem helfenden Beruf. Ich weiß, dass egal wie problematisch die Lage ist, es immer eine Lösung gibt, bei der man am Leben bleibt.
Du hast einen Tag nach mir Geburtstag und du hast im Gegensatz zu mir, deinen Geburtstag gehasst. Ich habe deinen Geburtstag in jedem Jahr zelebriert. Das erste an was ich gedacht habe, wenn mein Geburtstag seit etwa einer Minute vorbei war, war dein Geburtstag. Ich glaube, du warst der einzige Mensch, der es geschafft hat, mir so unendlich liebevolle Glückwünsche zu schicken. Ich werde sie so sehr vermissen. Ich werde es so sehr vermissen, dir zu gratulieren. Auch wenn du jetzt nicht mehr da bist, ich werde deinen Geburtstag weiter zelebrieren. Ich werde mir irgendwas tolles einfallen lassen und ich weiß, du würdest lachen und genervt mit den Augen rollen. Ich glaube insgeheim, fandest du deinen Geburtstag gar nicht so doof. Du warst einfach nur unwahrscheinlich bescheiden. Dabei warst du, ein so begabter Musiker, ein wunderbarer Freund, ein guter Zuhörer. Gott, du hast immer so viel geraucht. Ich habe dich immer vollgeschimpft, wenn du dir eine Zigarette an der Zigarette angemacht hast.

Wir sind oft spazieren gegangen. Die unmöglichsten schlammigsten Wege. Ich erinnere mich, wie du mir erzählt hast, dass du nur zwei Paar Schuhe besitzt. Du konntest nicht verstehen, warum ich dich ausgelacht habe. Ich glaube du warst der bodenständigste und minimalistische Mensch, den ich je kennengelernt haben. Beim Spazieren gehen, hatten wir oft tiefsinnige, fast philosophische Gespräche. Du warst so schlau! Wenn ich ganz ehrlich sein soll, hatte ich an manchen Abenden, keinen blassen Dunst über was wir da philosophiert haben, sobald du das Universum mit ins Spiel gebracht hast, bin ich gedanklich ausgestiegen - Das war einfach zu hoch, aber du hast mit so viel Freude und Leidenschaft darüber geredet, dass ich dir unmöglich sagen konnte, dass ich kein Wort davon verstehe.

Mir war bewusst, dass ich nicht alles von dir wusste. Da waren dunkle Gedanken, die du nicht immer mit mir teilen wolltest, aber ich dachte, dass du damit klarkommst. Ich dachte, schlechte Gedanken hat jeder mal. Ich habe die auch. Aber ich dachte nicht, dass es soweit kommen würde, dass du dir das Leben nimmst.

Wir haben irgendwann festgelegt, dass wir nur noch Sachen machen wollen, die uns wirklich Spaß machen. Du sagtest mir, dass es dich wirklich traurig machen würde, wenn du wüsstest, dass ich Dinge mache, die mir keinen Spaß machen. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde nur noch Dinge machen, die ich wirklich will und die mir somit Spaß machen.

Ich habe mir so sehr gewünscht, dass du irgendwann eine ganz tolle Freundin finden wirst. Du hättest es so sehr verdient. Allerdings ist meine Befürchtung, dass du deine Gefühle mir gegenüber, nie wirklich aufgegeben hast. Du sagtest mir, dass du mich vermisst. Dass das wohl nie aufhören wird. Umso mehr, bin ich bestürzt darüber, dass du nicht mit mir geredet hast, was los war.

Nur allein, wenn ich darüber nachdenke, wie sehr ich dich vermissen werde, laufen mir die Tränen. Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen, ich kann keinen klaren Gedanken fassen.

Vielleicht hättest du diesen Schritt nicht getan, wenn du gewusst hättest, wie dein Umfeld reagiert. Wie sehr es den Menschen den Boden unter den Füßen wegzieht. Wie sehr dich deine Familie und deine Freunde vermissen, weil sie dich verdammt nochmal lieben.

Ich weiß nicht wo du jetzt bist, aber ich hoffe, dass es dir jetzt besser geht. Ich hoffe, dass du jetzt nur noch super coole Dinge tun kannst, die dir Spaß machen.

Ruhe in Frieden T.

Mittwoch, 29. August 2018

Es geht immer schlimmer.

Es gibt Tage die sind gut und es gibt Tage die sind weniger gut. Das gehört zum Leben dazu.

Bei Instagram wird uns gern das Leben suggeriert wie es sein soll. Alle haben gute Laune, Freunde, tolle Wohnung und ne super Familie in der immer alle glücklich sind. Realistische Dinge will kaum einer sehen oder lesen, dafür hat man ja sein eigenes Leben.

Aber die Realität ist nun mal so, dass nicht alles schön ist. Ich wills gar nicht so weit fassen und über Krieg, Elend und Ungerechtigkeit schreiben.
Gerade sitze ich in einem Park und versuche mich an dem Anblick zu erfreuen und es fällt mir schwer weil ich gerade das Gefühl habe, dass mich die negativen Gedanken auffressen.
Keine Sorge, das geht auch wieder weg aber das ist halt manchmal so.

Manchmal kommt alles zusammen, da baut man sich etwas auf und das fängt an zu bröckeln. Da investiert man jahrelang unheimlich viel Kraft in eine Sache, damit innerhalb eines Wochenendes fast alles zusammen fällt.
Manchmal frisst einen die psychische Krankheit eines nahestehenden Menschen förmlich auf, obwohl man versucht immer alles positiv zu sehen.

Das sind Tage, an denen ich so viel Yoga machen kann wie ich will, mir stehen danach trotzdem Tränen in den Augen. Dann nervt mich mein Studium und die Arbeit nebenher weil einfach alles zu viel wird. (Morgen sage ich wahrscheinlich alles halb so wild, nächstes Jahr zu dieser Zeit bin ich fertig und kann mich auf Dinge konzentrieren die mir mehr Spaß machen) Aber heute geht das eben nicht.

Heute ist ein Arschlochtag.

Es gibt nicht viele solcher Tage aber wenn solch ein Tag da ist, haut er mich komplett um.
Dank meiner Mauer, die ich mühsam aufgebaut habe, fällt es mir unheimlich schwer an genau solch einem Tag auf jemanden zuzugehen und zu sagen "ey mir geht's nicht gut." Ich mache das mit mir allein aus und eigentlich will ich das gar nicht. Eigentlich will ich mit jemanden reden, der auch wirklich zuhören kann und mir nicht nach 10 Minuten etwa über die Arbeit erzählt. Aber da ich solch eine Angst davor habe, dass genau das passiert oder ich jemanden damit nerve, bleibt der innere Kampf bei mir. Ist eigentlich totaler Quatsch und ich weiß wie leicht es sein könnte sich "einfach" zu öffnen, aber das wird wohl noch eine Weile dauern bis ich das schaffe.
Die Ironie dabei ist, dass ich auf Arbeit den ganzen Tag damit beschäftigt bin, genau das meinen Klienten beizubringen. Redet wenn es euch nicht gut geht! Und ich scheitere selbst daran.

Ich habe gerade darüber nachgedacht, wie schön es wäre, wenn man einfach immer glücklich wäre. Allerdings ist mir dann aufgefallen, dass es solche doofen Tage wahrscheinlich einfach braucht um den glücklichen Zustand schätzen zu lernen.

So spielt das Leben aber es wird wieder gut 🙏

Fühlt euch geliebt auch an doofen Tagen 😘

Dienstag, 14. August 2018

Hallo Veränderung!

Gestern wurde ich vermehrt gefragt, ob ich mal Straight Edge war, da ich unschwer zu erkennen, XXX auf dem Finger tätowiert habe.

Ja ich war viele Jahre Staight Edge. Ich habe es wirklich gelebt, es war nicht einfach nur ein Lifestyle, den man mal mit macht. Iich möchte euch heute gern, ein wenig zu den Hintergründen erzählen.

Ich war etwa 13 Jahre alt. Ich habe immer mit älteren rumgehangen. Die haben natürlich mit ihren 15/16 Jahren alle getrunken, geraucht oder gekifft. Das war auch meine Zeit. Ich trank Alkohol und testete mich aus. Das war super spannend, brachte mir aber auch eine Menge Ärger mit ein, wenn zuhause jemand mibekam, dass ich Alkohol getrunken hatte. Wie das halt so ist.
(Ich glaube wenn mein Kind mit 13 Jahren besoffen nach hause kommt, bekomme ich einen Herzstillstand.)
Auf jeden Fall hat mir das Alkoholtrinken, damals nicht besonders viel Freude bereitet und irgendwie, brachte es mehr negative- als positive Aspekte mit sich.
Zu dieser Zeit, entschieden sich vieler meiner Freunde aus der Hardcore Szene dazu, Straight Edge zu sein. Das hieß, kein Alkohol, keine Drogen, kein wildes rumgevögel. (Gut letzteres war mit 13 jetzt ohnehin noch nicht so angesagt). Das ganze wirkte äußerst lukrativ für mich, ich entschied mich also ebenfalls wie meine Freunde, dies zu leben. Mir war bewusst, dass ich cool genug war um auch nüchtern auf Partys Spaß haben zu können und dass ich keine Anerkennung durch Drogen brauchte.
Später mit etwa 14-15 kam ich in Kreise, in denen Crystal und Heroin konsumiert wurden, jetzt im nachhinein betrachtet, bin ich so unendlich froh, dass ich mich für den drogenfreien Weg entschieden hab und an diesem Punkt bereits eine starke Persönlichkeit hatte, um die Drogen wehement abzulehnen. Ich denke, wäre dies damals nicht so gewesen, wäre mein Leben definitiv anders verlaufen.

Ich ging also zur Schule, mit Höhen und Tiefen, machte mein Abitur, traf die erste große Liebe, zog zuhause aus - in eine andere Stadt, begann zu studieren, lernte wie es sich anfühlt- wenn die erste lange Beziehung mit ganz vielen Emotionen zu Ende geht, ich arbietete 5 Jahre nebenbei an einer Bar, schloss mein Studium ab.- Das alles tat ich ohne irgendwas zu konsumieren.

Ich wurde also völlig suchtfrei sozialisiert. Kenne alle Gefühle clean und abstinent, ohne mich zu betäuben oder etwas wegzudrücken.

Nach dem Abschluss meines Bachelorstudiums und nach meiner zweiten Trennung in dieser Stadt, verspührte ich den Drang etwas zu verändern. Ich hatte Bock Alkohol zu trinken. Ich hatte Bock auf einen unbeschwerten Abend, leicht betäubt. Dieser Gedanke kam mir zunächst absurd und falsch vor, allerdings beschäftigte ich mich mehr und mehr damit. Dieser Gedanke ließ mich nicht los. Ich fragte mich, ob ich diese Entscheidung vor mir verantworten kann..meine Antwort: Ja.

Was mir allerdings mehr Bauchschmerzen bereitete, wie werden alle anderen reagieren?
Mir ist es eigentlich so egal was andere denken oder tun, was sie für eine Meinung über mich haben, ob sie überhaupt eine Meinung haben. Jedoch bei diesem Thema, interessierte mich die Meinung auf einmal brennend. Ich hatte angst, dass die Reaktionen abweisend sind, alles in Frage stellt, ob man meinem Wort überhaupt noch glauben kann.

Ich entschied mich trotzdem dafür es auszuprobieren. Ich verspürte das Gefühl, etwas zu verändern und warum soll ich das nicht tun? Ich habe mir selbst diesen Lebenstil angeeignet, ich kann ihn auch selbständig wieder abschaffen oder verändern.
Ich war mit also bewusst, was ich alles geschafft habe und bin auch stolz auf mich, das alles gemeistert zu haben. Ich weiß aber auch, das ich mit Alkohol und Drogen bewusst umgehen kann. Das heißt nicht, das ich nach nem Glas Wein aufhöre,weil das verantwortungsbewusst ist, sondern ich weiß, dass ich mal über das Ziel hinausschießen kann, dass ich es aber nicht immer brauche. Ich habe jahrelang clean gefeiert, ich kann nach wie vor auf Partys gehen und muss nichts zu mir nehmen, aber ich kann eben auch abschätzen, auf was ich gerade Bock habe.
Ich weiß auch, dass ich mir niemals eine Party schön trinken könnte oder wollte.

Wollt ihr noch wissen wie mein Umfeld reagiert hat?
Viele waren super erschrocken und fragten sofort ob etwas schlimmes passiert sei. Ich antwortete mit "Nein, ich habe einfach Bock drauf." (Ich stellte mich schon auf Moralpredigten ein, aber sie blieben aus) Die Reaktionen waren viel mehr "Hey das ist cool.". Davon war ich zunächst sehr irritiert, hatte ich mir doch die schlimmsten Gedanken gemacht. Aber umso besser war es für mich, zu wissen, was für tolle Freunde ich habe, egal ob Straight Edge oder nicht. Es ist einfach okay, das zutun, was sich im Moment richtig anfühlt.
Insgesamt habe ich 10 Jahre danach gelebt und ja, ich habe die xxx tätowiert. Das ist okay für mich, das war ein unwahrscheinlich intensiver und schöner Lebensabschnitt und nun folgt der nächste, der wahrscheinlich nicht weniger schön wird.

Die Moral von der Geschichte ist, fühl dich frei, wild und wunderbar und wenn dir dein Gefühl sagt, dass du dich nicht mehr wohlfühlst, bei dem was du tust oder du unzufrieden bist..Du allein kannst darüber entscheiden was dich glücklich macht. Sei es das Studium, dass dich gar nicht interessiert, die Beziehung die dich einengt mit dem PartnerIn mit dem/der du nur noch zusammen bist, weil es Gewohnheit ist oder du niemanden verletzten möchtest, sei es der Job der dir die letzte Kraft raubt oder das Hobby-dass man nur noch ausübt weil du es schon immer machst. Lass los von alten Gewohnheiten die dich runterziehen. Sei bereit für neue Gegebenheiten.
Dabei möchte ich natürlich niemanden dazu motivieren Alkohol oder Drogen zu konsumieren, wer das für sein Leben nicht braucht, ist ein genauso wunderbarer Mensch, wie der, der das eben gern kosnumiert. Wichtig ist, dass ihr euch wohlfühlt.

Ganz viel Liebe für die Welt!

Freitag, 13. Juli 2018

""Er fährt lässig auf seinem Mofa.."

"Er fährt lässig auf sei'm Mofa, belästigt mich auf sein'n Koka
Sendet Sex-Pics auf mein Nokia, er will Netflix auf mei'm Sofa" - SXTN

Ich habe mich heute extrem über einen sexistischen Vorfall geärgert. Ich habe meinem Ärger in meiner Insta Story Luft gemacht und irgendwie fühlt es sich für mich an, als wäre das die 10000000 Debatte über Alltagssexismus. Mich nervt das Thema, nicht weil es immer wieder aufgegriffen und diskutiert wird, sondern weil es im Jahr 2018 immer noch eine entscheidende Rolle spielt.

Noch mehr erschüttert, haben mich die vielen Nachrichten von Frauen, die mir geschrieben haben, wie oft ihnen das selbst passiert ist.
 Ich kann mit all diesen Erlebnissen mitfühlen, ich kenne es zu gut.

Wenn ich mich darüber aufrege, dass mir von dieser Gesellschaft eingetrichtert wird, ich müsste morgens darüber nachdenken was ich anziehe und dabei berücksichtigen wo ich an diesem Tag noch hingehen möchte, bekomme ich Reaktionen wie "Sei doch froh das du hübsch bist." oder "Wenn dich keiner beachten würde, würdest du dich auch aufregen. oder der Klassiker "Mit deiner Kleidung provozierst du ja auch die Reaktionen der Männer."

Dazu möchte ich einiges sagen.Ja, ich habe dank meiner Eltern ein Aussehen, für welches ich sehr dankbar bin. Trotzdem kann gutes Aussehen Fluch und Segen zugleich sein. Wenn man Wert auf sein Äußeres legt und sich nicht hochgeschlossen anzieht, hat man es automatisch provoziert, dass Männer dir nachpfeifen, dich anquatschen, dir hinterher schnalzen oder dich anfassen.
Dank meines guten Aussehens, stand ein Mann nachts auf meinem Heimweg im dunklen hinter einer Laterne und hat mich gefragt, ob er noch mit zu mir kommen kann. Ich war 18 Jahre alt. Ich hatte damals solche Angst während und nach dieser Situation, dass ich seit dem nachts nur noch mit Pfefferspray und Fahrrad unterwegs war.
Dank meines guten Aussehens, wurde mir in einem Club eine Glasflasche hinterher geworfen, die nur knapp meinen Kopf verfehlte, weil ich kein Interesse an dem Typen hatte, der mich vollgequatscht hat.
Dank meines guten Aussehens, gehe ich in verschiedene Clubs nicht mehr rein, weil es aufgrund der Fülle super einfach ist Brüste und Hintern zu betatschen.

Aber Hey.. ich wollte das ja anscheinend so.

Es fucked mich so ab, dass Männer immer noch der Meinung sind, dass es einer Frau schmeicheln sollte, wenn sie sich schon erbarmen und ihr zeigen, dass man sie "geil" findet. Etwas anderes ist es nämlicht nicht. Es geht nicht darum, eine Frau interessant zu finden, sie kennenlernen zu wollen.  Nein, es geht um den primtiven Gedanken "Die Alte würde ich auch mal knallen".
Und genau so fühlt es sich auch an. Als Frau fühlt man sich nackt und bloßgestellt.

Aus diesem Grund habe ich mich irgendwann entschieden, diesem Verhalten wehement entgegen zu treten. Das bedeutet für mich, wenn mir jemand hinterher pfeift oder mich dumm anmacht, erwäge ich es, zunächst meinen Mittelfinger in die Luft zu heben und mir danach ein Wortgefecht zu liefern.
Das ist okay, das kann auch jeder mitbekommen. Ich hoffe, dass es die Kerle so blamiert und sie so bloß stellt, dass sie ihr Verhalten beim nächsten Mal überdenken.

Versteht mich nicht falsch, angeschaut zu werden... und angegeiert zu werden ist ein rießen Unterschied. Wenn ich merke, dass sich ein Mann für mich interessiert und mich anlächelt, ist das für mich noch kein Grund einen feministischen Schlachtzug ins Leben zu rufen, wenn ich aber merke wie gierig mich ein Mann mustert, geht das überhaupt nicht.
Es spricht auch nichts dagegen, eine Frau anzusprechen wenn man sie attraktiv oder sympathisch findet, aber bitte mit Niveau. Ich geh doch auch nicht zu einem Mann rüber und sage "Geiler Arsch Mäuschen"

Ich wurde letztens von einem Mann beim einkaufen angesprochen, zunächst hat er sich entschuldigt dass er mich angesprochen hat und hat mich dann gefragt ob ich Lust hätte mit ihm Spazieren zu gehen. Ich habe dankend abgelehnt, aber diese Art angesprochen zu werden war nett. Es hinterließ kein ekliges Gefühl bei mir, dass ich mich sofort duschen müsste um mir den Ekel abzuwaschen.

Ich könnte mich noch stunden über dieses Thema auslassen. In meinem nächsten Blogeintrag werde ich vermerht über sexuelle Belästigung und sexuellen Missbrauch eingehen, das würde hier heute den Rahmen sprengen und mich wahrscheinlich noch wütender machen.

Was ich euch noch mit auf den Weg geben möchte, WEHRT EUCH.
Wenn ihr angst in der Situation habt, sprecht unbeteilgte Menschen an und bittet sie um Hilfe.
Und wenn ihr eine solche Situation beobachtet, seit wachsam. Helft euch und solidarisitert euch untereinander. Das gilt für alle Geschlechter. Es müssten sich, meiner Meinung nach, noch viel mehr Männer einbringen und beteiligen, die das genauso kacke finden wie wir Frauen. Meist werden Männer erst aktiv, wenn es sich um die Freundin, Schwester oder ähnliches handelt. 
Die Situationen die ich bisher erlebt habe, haben immer gezeigt, dass Männer die mich dumm angemacht haben, in dieser Situation nicht gut mit Gegenwehr klarkommen und einen Rückzieher machen, im schlimmsten Fall, haben sich mich dann als Schlampe bezeichnet (Slutshaming ist auch nochmal ein sehr spannendes Thema, passt vielleicht auch zum nächsten Blogeintrag), aber mehr ist auch nicht passiert und ihr geht gestärkt aus der Situation. Am Anfang ist es sicher Überwindung, aber für jeden Mann dem ihr zeigt, dass dort eine Grenze erreicht wurde, rettet ihr vielleicht eine andere Frau, die den Spruch an dem Tag auch noch zuhören bekommen hätte.

So und hier nochmal das ganze Lied von SXTN

https://open.spotify.com/track/3wJT0nUXiJZc6lho16bYOp?si=V0Hs_eWeSvuXl-i_-WhOTA


Donnerstag, 7. Juni 2018

In Bewegung

Mein eigentliches Vorhaben war es, mich jeden Sonntag hin zu setzen und etwas zu schreiben. Sehr illusorisch, wie ich gerade festgestellt habe.
Allerdings merke ich, dass einiges in meinem Leben im Wandel ist. Es bewegt sich etwas.

Wahrscheinlich lag es daran, dass ich zwischenzeitlich an einem Punkt angekommen bin, an dem ich mich nicht mehr wohlgefühlt habe.
Ich habe in Frage gestellt, ob es richtig ist, nocheinmal zu studieren, ob mein Job mit all seinen Rahmenbedingungen der Richtige für mich ist und vor allem habe ich Beziehungen in meinem Privatleben in Frage gestellt.

Ich habe mich mehr mit Yoga, Achtsamkeit und dem Erreichen eines glücklichen Zustands auseinandergesetzt. Ich habe wieder angefangen, vermehrt zu meditieren und einfach mehr auf mich zu achten. Ich habe mir eine Woche Urlaub genommen und meine Freizeit viel in der Natur verbracht. Diese Woche der Ruhe und Auszeit, tat mir so gut, dass ich einfach vieles mit etwas Abstand überdenken konnte.

Ich merke langsam, wie ich mich selbst besser kennenlerne. Mir wird bewusst, dass es unnötig ist, sich über andere Menschen aufzuregen. Mittlerweile nervt es mich einfach, wenn sich Freunde über andere Menschen lustig machen, all das bringt so viele negative Gefühle und ist einfach unnötig. Ich lerne gerade, andere Menschen anzunehmen wie sie sind. Ich übe mich vor allem im Mitgefühl.
(Keine Sorge, Nationalsozialistisches oder  Rechtes Gedankentum, Sexismus und Chauvinismus gehen überhaupt nicht und dem ist auch nicht mit Mitgefühl entgegen zu treten)

Ich habe den ersten Schritt getan und mich von Menschen abgewandt, die vermeintlich Freunde zu sein scheinen, mich allerdings in meiner positiven Entwicklung hemmen und mich im Endeffekt runterziehen.
Ich bin jahrelang in der Rolle gewesen, Menschen zu helfen, die ihre Probleme zu meinen gemacht haben. Dieses Verhalten ist gefährlich, da ich schlicht und einfach ein seelischer Mülleimer für viele Freunde oder Bekannte geworden bin. Sie laden Sorgen und Nöte ab und sobald es ihnen besser geht, sind sie auf und davon. Eigene Probleme, habe ich nie angebracht. Man könnte denken, "Tja, da ist sie ja selbst Schuld". Meine Intuition hat mich immer abgehalten, mich zu Öffnen und etwas tiefgründiges über mich und meine Probleme zu erzählen, da ich einfach kein Vertrauen aufbauen konnte.
Im Nachhinein bin ich so unendlich froh, dass ich da auf mein Gefühl vertraut habe.
Ich kann euch nur empfehlen, darüber nachzudenken, welche Beziehungen euch wirklich gut tun. Und wenn sie euch nicht gut tun, habt ihr es selbst in der Hand zu entscheiden, ob sie weiterhin Teil eures Lebens sein sollen.

Was sich auch verändert hat, ist meine Körperwahrnehmung. Ich hatte es noch nie schwer, meinen Körper anzunehmen. Allerdings, habe ich auch gemerkt, dass all der Schönheitswahn Einfluss auf mich hatte. Früher wäre ich nie ungeschminkt rausgegangen. Nicht mal zum Sport oder zum Einkaufen. Mittlerweile geht das, weil ich in den Spiegel schauen kann und mir sagen kann, dass ich gut so bin, wie ich bin. Ich verabschiede mich gerade von lästigen Push-Up BH's, die einfach nur unbequem sind und die Brüste bis unters Kinn schnallen. Wozu? Mein Körper sieht so einfach schlecht weg nicht aus und das ist vollkommen okay. Ich liebe meinen Körper wie er ist, mit jeder kleinen Narbe, Speckröllchen und Dehnungsstreifen.

Meine Botschaft an euch: Ihr seid alle wundervoll wie ihr seid. Egal welches Geschlecht, nehmt euch an wie ihr seid. Niemand sollte sich verstellen müssen, um irgendwo vermeintlich anzukommen.

Ganz viele Liebe 🖤

Sonntag, 29. April 2018

Das Gefühl überrannt zu werden.



Ich weiß, nicht ob es jemand nachvollziehen kann, vielleicht bin ich auch einfach ein Rentner was das Ganze anbelangt. Aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass einfach alles an mir vorbei zieht und ich von allem überrannt werde.

Es gab Zeiten, da habe ich es als meine Pflicht gesehen, Menschen bei Facebook und Instagram zu "belehren" und Hasskommentare zu kontern. Es gab Zeiten, da bin ich jede Woche zur Mittwochsdemo gegen die AFD gerannt. Aus voller Überzeugung.
Ich hatte Zeit für politische Arbeit. Ich hatte Zeit für Fotoshootings, und vor allem hatte ich Bock drauf. Ich hatte Bock jedes Wochenende feiern zu gehen.


Klar, meine Lebensumstände haben sich gewandelt, vorher habe ich im Bachelor studiert und mit meinem damaligen Freund zusammengewohnt. Da war wahrscheinlich einfach mehr Zeit. Momentan bin ich durch das Studium und meine Arbeit, einfach so geschafft, dass ich das Gefühl habe, alles, was Spaß macht zieht an mir vorbei. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Arbeit und ich mag im Großen und Ganzen auch mein Studium (Wenn es nicht immer das Selbe wäre 😀), aber mir fehlt der Spaß und die Gelassenheit. Die Freiheit Dinge zutun, auf die man einfach Bock hat. Jaaa, ihr denkt jetzt, ach die kleine Berufsanfängerin sieht der Wahrheit des Berufsalltags ins Gesicht.

Tatsache so ist es. Und ich habe ziemlich schnell für mich rausgefunden, dass ich es nicht akzeptabel finde, 40 Stunden in der Woche zu arbeiten. Klar, das Geld haut dann hin, aber was soll ich mit dem Geld anfangen? - Für Online Shopping bin ich leider nicht so empfänglich 😅

Klar, ich kann das Geld für meinen Urlaub sparen. Da gehe ich dann das ganze Jahr ackern, um mir mal 2 Wochen im Jahr Ruhe zu gönnen. Bis dahin stehe ich dann aber auch schon am Rande eines Nervenzusammenbruchs und habe diese 2 Wochen bitter nötig. Und sind wir mal ganz ehrlich, kommt man dann wirklich erholt aus so ein paar Wochen Urlaub wieder? Ich eher selten, zumindest wenn ich wegfahre. Und sobald man wieder da ist, geht die Negativspirale wieder los.
Aus diesem Grund habe ich für mich festgelegt, auf keinen Fall 40 Stunden arbeiten zu gehen. 30 Stunden finde ich legitim, da hat man noch genug Zeit für andere Dinge.
Kennt ihr das, wenn ihr von der Arbeit heimkommt und Freunde fragen, ob ihr noch was unternehmen wollt? - Hmmm, eigentlich müsste ich mal wieder meine sozialen Kontakte pflegen, aber andererseits ist es einfach unwahrscheinlich anstrengend, sich noch mal aufzurappeln und noch mal nach draußen zu gehen.
Als ich mich letztens mit meinem Bruder über die Thematik unterhalten habe, sagte er zu mir...- Naja, nun tue mal nicht so. Manager und Menschen in Führungspositionen gehen über 60 Stunden in der Woche arbeiten.
Ganz ehrlich, wer so was macht, sollte wirklich über seine Lebensqualität nachdenken. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man da ein erfülltes Leben führen kann. Da geht doch der Sinn des Lebens vollkommen verloren, oder Leben wir einzig und allein um zu arbeiten und um unser Soll zu erfüllen?
Jeder definiert dabei selbst, was er als sinnvoll erachtet, aber ich denke, auf kurz oder lang, wird es dazu führen, solch eine Arbeitseinstellung infrage zu stellen. Wir Menschen sind nur leider oft so "dämlich" und brauchen einen negativen Auslöser. Eine Krankheit, einen Zusammenbruch. Eine -ich kann nicht mehr- Moment.

Was ich genauso wenig verstehen kann, ist das abwertende Verhalten, Menschen gegenüber, die keine Tätigkeit ausüben.

- Was soll das? Warum wird das gesellschaftlich verachtet? Ist nicht auch ehrenamtliche Arbeit wertvoll für die Gesellschaft? Oder muss die zwingend von Menschen erfolgen die 40 Stunden arbeiten gehen. Ist es nur dann akzeptabel, sich für das Gemeinwohl zu engagieren?
Meine Professorin hat letztens gesagt, dass sie sich ein Jahr eine Auszeit nimmt, auf Kosten des Staates. Just do it! Viele schauten sie schief an. Bei mir hat sie Pluspunkte mit dieser Aussage gesammelt.

Ich möchte nicht sagen, dass jeder zuhause rumhängen soll, aber tut das, was euch Spaß macht, und wenn ihr denkt, eure Arbeit erfüllt euch nicht mehr oder ihr geratet irgendwie ins Zweifeln, ob das derzeit der richtige Weg für euch ist, nehmt euch die Auszeit und gönnt euch ein wenig Abstand.
Ganz ehrlich scheiß auf die "Lücke im Lebenslauf".

Ich kann es so gut nachvollziehen, dass einfach alles zu viel wird. Oft beschweren sich Freunde von mir, dass ich ihnen ewig nicht antworte, oder ihnen gar nicht antworte. Das tut mir immer unheimlich leid und ich denke mir dann immer, dass ich die Prioritäten ja selbst lege, aber oft kann ich mein Verhalten einfach nicht ändern. Wenn ich nach der Arbeit und dem Sport nach Hause komme, dann esse ich etwas und mache mir Musik an. Dann vegetiere ich meist nur noch vor mich hin, bis ich dann ins Bett falle. Ich bekomme es zurzeit nicht mal mehr hin, einer Serie auf Netflix zu folgen. Ich schaue oft kaum noch auf mein Telefon. Ich habe bei WhatsApp ausgestellt, dass man sieht, wann ich das letzte Mal Online war und die blauen Häkchen habe ich auch ausgestellt. Das war mein erster Schritt zur Entschleunigung, damit ich kein schlechtes Gewissen mehr haben muss, wenn ich nicht sofort antworte. Ich möchte mir Zeit nehmen und nicht genervt auf Fragen oder Aussagen reagieren, trotzdem verstehen viele nicht, warum sie auf eine Antwort warten müssen.

Es ist alles so wahnsinnig schnell lebig. Manchmal sehne ich mich nach der Zeit von Festnetztelefon und Briefe schreiben.. Anderseits würde es mich wahnsinnig machen, da ich einfach in dieser schnell lebigen Zeit aufgewachsen bin. Ich wurde sozialisiert mit Handy und Internet, das Ganze ist einfach nicht mehr wegzudenken.

Dann denke ich mir, ich habe es ja selbst in de Hand, ich kann mein Facebook und Instagram Profil löschen und kann ein Leben fernab der sozialen Netzwerke führen... Facebook nutze ich tatsächlich nur noch für Veranstaltungen und um mir Geburtstage zu merken...und um ein paar politische Beiträge zu lesen. Instagram hingegen nutze ich auf jeden Fall mehr und das macht mir auch Spaß. Ich denke, es ist einfach nur wichtig ein gesundes Maß dafür zu finden, das ist oft gar nicht so einfach. 

Kleiner Musikalischer Nachtrag zum Blog:

https://open.spotify.com/track/2NoOqXvAYu30Piyq7u9v5Q?si=EOEEYESwSkmfA1_hbOcW5w

https://open.spotify.com/track/39SHOLiITB3PFrmlhz4HnB?si=5XwAc9tBTma9MIePGn7_Fw

Sonntag, 22. April 2018

Müde von Dates


Eigentlich wollte ich heute einen Text zum Thema „Balance halten“ schreiben, mit dem Beginn des Textes, habe ich schnell gemerkt, dass die sehr viel ernster wird als angenommen. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, mich erst mal mit einem etwas leichteren Thema zu befassen.
Was ist ein entspannteres Thema als Dates? Vor allem erste Dates sind immer großartig. Kennt ihr nicht? ... Ich auch nicht.

Ich hasse Dates. Wenn ich einige Zeit Single bin, habe ich das Gefühl Dating-Müde zu werden. Das liegt nicht daran, dass ich meinen Gegenüber so ermüdend finde, es liegt vielmehr daran, dass ich meinen halben Lebenslauf erst vor zwei Wochen einer anderen Person erzählt habe. Und zwei Wochen davor wieder einer anderen Person. Für nichts. Ich komme mir manchmal so vor, als würde ich von Vorstellungsgespräch zu Vorstellungsgespräch hetzen. 

Ich habe das Gefühl, dass da jemand in der Tür stehen müsste, der mich sofort umhaut. Der witzig und gutaussehend ist, mit dem ich die Nächte lang durchquatschen kann, ohne, dass ich an etwas anderes denken muss. Jemand, mit dem man nicht merkt, dass es bereits 5 Uhr morgens ist.
Soweit meine Vorstellung, die Realität ist meist, dass mein Date einen Satz sagt, in dem er das Wort „einzigster“ einbaut und in mir alles aufschreit. Ab da kann ich leider kaum noch zuhören und versuche Ideen zu sammeln, mit welcher Ausrede ich möglichst schnell wegkomme. Leider bin ich sehr schlecht im Ausreden erfinden und verbringe demnach einen ewig langen Abend mit meinem Date. Erschwerend kommt hinzu, dass ich meinen Beruf als Sozialarbeiterin sehr gern auch in meinem Privatleben ausübe. Nein, das war natürlich nur Ironie. Anscheinend strahle ich trotzdem etwas aus, dass man mir alles erzählen sollte. Aus diesem Grund werden dann tief liegende familiäre Problemlagen auf den Tisch gepackt….Am Ende heißt es dann „Mensch, mit dir kann man super gut reden, lass uns gern öfter mal treffen“. Na klar, hab ich gern gemacht. Nicht. 

Das soll nicht heißen, dass ich mich nicht gern mit meinen Mitmenschen und Freunden unterhalte, aber liebe Menschen da draußen… erzählt beim ersten Date bitte nichts von eurer Vorerfahrung im Jugendknast, von einem Mord - in den ihr laut Polizei verwickelt wart (es aber nie nachgewiesen werden konnte), von der Ex Freundin (das ist noch uninteressanter als der Jugendknast) oder von eurem vergangenen Drogenkonsum. Ja, all die Themen gabs schon. Ich bin nicht deine Sozialarbeiterin, ich habe nämlich auch ein Privatleben und möchte mich in diesem, gern mit Menschen umgeben die kein riesen Paket an Problemlagen mit sich schleppen und nur darauf warten, dass sie endlich jemanden finden, bei der sie diese Probleme abladen können. 

Es gibt natürlich auch die andere Seite. Menschen, die bei Dates so gut wie gar nicht reden. Man könnte fast denken, zu den Themen, die ich eben genannt habe, könnte es ein Segen sein, wenn die Person einfach nicht redet. Mir fällt direkt eins meiner, mit Abstand schlimmsten, Dates ein. Wir fuhren in eine andere Stadt zu einer Veranstaltung (Das war im Übrigen das Dümmste, was ich machen konnte. Mit einem gänzlich unbekannten Menschen 1.5 Stunden in eine andere Stadt fahren + anstehende Rückfahrt).
Nun fuhren wir los, ich plauderte ein wenig. Der altbekannte Small Talk. Tja wie soll ich sagen… es lief so gar nicht. Er antwortete nur in Fetzen, alles musste ich ihm mit Gesprächsführungsgeschick aus der Nase ziehen. Fast kam ich mir so vor, als wäre es eine Strafe für ihn mit mir den Abend zu verbringen. Um das Ganze allerdings ein wenig abzukürzen, erzähle ich euch nicht, wie langweilig die Veranstaltung war. Ich komme direkt zur Rückfahrt. Auf der Rückfahrt war es dunkel draußen, das heißt, ich konnte nicht mal mehr die Umgebung in meine Gespräche mit einbauen. Er machte die Musik im Auto so laut, dass ein Gespräch ohnehin nicht mehr möglich gewesen wär. Ich dachte…okay, er findet es genauso beschissen wie ich. Ich kam nach dem Date nach Hause und hatte das Gefühl, ich müsste mich irgendwo vergraben. Ich war mir sicher, dass wir nie wieder voneinander hören werden. Am nächsten Morgen hatte ich eine Nachricht auf meinem Telefon, dass er den Abend sehr schön fand und mich gern wiedersehen möchte. 

WAS ZUR HÖLLE, WARST DU BEI EINEM ANDEREN DATE ALS ICH?
 

Wie kommt es nach einem solchen Date, zu so unterschiedlichen Wahrnehmungen?
Ich stelle beim Schreiben gerade fest, dass ich Dates als etwas ganz Fürchterliches darstelle und ich versuche gerade wirklich in meinen Erinnerungen zu kramen, ob ich auch schöne Momente bei Dates hatte. Sicherlicht hatte ich diese Momente, vielleicht bin ich zurzeit einfach zu sehr Date-gefrustet. Wenn ich wieder bessere Laune habe, teile ich euch natürlich auch die schönen Momente mit.
Ich denke das Wichtigste bei einem Date ist, dass man einfach ist, wie man ist. Das ist schwer, ja! Jeder versucht sich so gut wie nur möglich darzustellen. Allerdings kommt der Boden der Tatsachen und der kommt schneller als man denkt. Seid authentisch und ehrlich zueinander. Ich kann nur für mich sprechen, ich brauche niemanden der mir erzählt, was er alles hat und wie viel Geld er im Monat raushaut und wie krass sein Auto ist. Das interessiert mich nicht. Nimm dein Geld und unterstütz eine Einrichtung oder Organisation, wenn du dein Geld schon unbedingt raushauen willst!

Und noch ein kleiner Ratschlag zum Ende
… schwindelt nicht bei der Körpergröße … das kommt raus! Aus Erfahrung kann ich euch sagen, wenn mir ein Mann sagt, er wäre 1.80m und er dann neben mir steht und kleiner ist als ich, dann bin ich mir sehr sicher, dass mich da jemand angelogen hat. Da ich meine eigene Körpergröße gut kenne, bin ich nämlich schlau und kann ableiten, dass mein Gegenüber nicht größer als 1.60m sein kann.  

See you later on Tinder ... ne Spaß, da war ich nur zwei Tage angemeldet, das entsprach so gar nicht meinen Vorstellungen und spätestens, nachdem mir mein Ex Freund dort vorgeschlagen wurde, war die App nicht mehr interessant für mich ;-) 

Steiniger Weg!

" Nichts stand in seinem Leben ihm so gut, Als wie er es verlassen hat; Er starb wie einer, der sich auf den Tod geübt, Und warf das L...