Sonntag, 29. April 2018

Das Gefühl überrannt zu werden.



Ich weiß, nicht ob es jemand nachvollziehen kann, vielleicht bin ich auch einfach ein Rentner was das Ganze anbelangt. Aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass einfach alles an mir vorbei zieht und ich von allem überrannt werde.

Es gab Zeiten, da habe ich es als meine Pflicht gesehen, Menschen bei Facebook und Instagram zu "belehren" und Hasskommentare zu kontern. Es gab Zeiten, da bin ich jede Woche zur Mittwochsdemo gegen die AFD gerannt. Aus voller Überzeugung.
Ich hatte Zeit für politische Arbeit. Ich hatte Zeit für Fotoshootings, und vor allem hatte ich Bock drauf. Ich hatte Bock jedes Wochenende feiern zu gehen.


Klar, meine Lebensumstände haben sich gewandelt, vorher habe ich im Bachelor studiert und mit meinem damaligen Freund zusammengewohnt. Da war wahrscheinlich einfach mehr Zeit. Momentan bin ich durch das Studium und meine Arbeit, einfach so geschafft, dass ich das Gefühl habe, alles, was Spaß macht zieht an mir vorbei. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Arbeit und ich mag im Großen und Ganzen auch mein Studium (Wenn es nicht immer das Selbe wäre 😀), aber mir fehlt der Spaß und die Gelassenheit. Die Freiheit Dinge zutun, auf die man einfach Bock hat. Jaaa, ihr denkt jetzt, ach die kleine Berufsanfängerin sieht der Wahrheit des Berufsalltags ins Gesicht.

Tatsache so ist es. Und ich habe ziemlich schnell für mich rausgefunden, dass ich es nicht akzeptabel finde, 40 Stunden in der Woche zu arbeiten. Klar, das Geld haut dann hin, aber was soll ich mit dem Geld anfangen? - Für Online Shopping bin ich leider nicht so empfänglich 😅

Klar, ich kann das Geld für meinen Urlaub sparen. Da gehe ich dann das ganze Jahr ackern, um mir mal 2 Wochen im Jahr Ruhe zu gönnen. Bis dahin stehe ich dann aber auch schon am Rande eines Nervenzusammenbruchs und habe diese 2 Wochen bitter nötig. Und sind wir mal ganz ehrlich, kommt man dann wirklich erholt aus so ein paar Wochen Urlaub wieder? Ich eher selten, zumindest wenn ich wegfahre. Und sobald man wieder da ist, geht die Negativspirale wieder los.
Aus diesem Grund habe ich für mich festgelegt, auf keinen Fall 40 Stunden arbeiten zu gehen. 30 Stunden finde ich legitim, da hat man noch genug Zeit für andere Dinge.
Kennt ihr das, wenn ihr von der Arbeit heimkommt und Freunde fragen, ob ihr noch was unternehmen wollt? - Hmmm, eigentlich müsste ich mal wieder meine sozialen Kontakte pflegen, aber andererseits ist es einfach unwahrscheinlich anstrengend, sich noch mal aufzurappeln und noch mal nach draußen zu gehen.
Als ich mich letztens mit meinem Bruder über die Thematik unterhalten habe, sagte er zu mir...- Naja, nun tue mal nicht so. Manager und Menschen in Führungspositionen gehen über 60 Stunden in der Woche arbeiten.
Ganz ehrlich, wer so was macht, sollte wirklich über seine Lebensqualität nachdenken. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man da ein erfülltes Leben führen kann. Da geht doch der Sinn des Lebens vollkommen verloren, oder Leben wir einzig und allein um zu arbeiten und um unser Soll zu erfüllen?
Jeder definiert dabei selbst, was er als sinnvoll erachtet, aber ich denke, auf kurz oder lang, wird es dazu führen, solch eine Arbeitseinstellung infrage zu stellen. Wir Menschen sind nur leider oft so "dämlich" und brauchen einen negativen Auslöser. Eine Krankheit, einen Zusammenbruch. Eine -ich kann nicht mehr- Moment.

Was ich genauso wenig verstehen kann, ist das abwertende Verhalten, Menschen gegenüber, die keine Tätigkeit ausüben.

- Was soll das? Warum wird das gesellschaftlich verachtet? Ist nicht auch ehrenamtliche Arbeit wertvoll für die Gesellschaft? Oder muss die zwingend von Menschen erfolgen die 40 Stunden arbeiten gehen. Ist es nur dann akzeptabel, sich für das Gemeinwohl zu engagieren?
Meine Professorin hat letztens gesagt, dass sie sich ein Jahr eine Auszeit nimmt, auf Kosten des Staates. Just do it! Viele schauten sie schief an. Bei mir hat sie Pluspunkte mit dieser Aussage gesammelt.

Ich möchte nicht sagen, dass jeder zuhause rumhängen soll, aber tut das, was euch Spaß macht, und wenn ihr denkt, eure Arbeit erfüllt euch nicht mehr oder ihr geratet irgendwie ins Zweifeln, ob das derzeit der richtige Weg für euch ist, nehmt euch die Auszeit und gönnt euch ein wenig Abstand.
Ganz ehrlich scheiß auf die "Lücke im Lebenslauf".

Ich kann es so gut nachvollziehen, dass einfach alles zu viel wird. Oft beschweren sich Freunde von mir, dass ich ihnen ewig nicht antworte, oder ihnen gar nicht antworte. Das tut mir immer unheimlich leid und ich denke mir dann immer, dass ich die Prioritäten ja selbst lege, aber oft kann ich mein Verhalten einfach nicht ändern. Wenn ich nach der Arbeit und dem Sport nach Hause komme, dann esse ich etwas und mache mir Musik an. Dann vegetiere ich meist nur noch vor mich hin, bis ich dann ins Bett falle. Ich bekomme es zurzeit nicht mal mehr hin, einer Serie auf Netflix zu folgen. Ich schaue oft kaum noch auf mein Telefon. Ich habe bei WhatsApp ausgestellt, dass man sieht, wann ich das letzte Mal Online war und die blauen Häkchen habe ich auch ausgestellt. Das war mein erster Schritt zur Entschleunigung, damit ich kein schlechtes Gewissen mehr haben muss, wenn ich nicht sofort antworte. Ich möchte mir Zeit nehmen und nicht genervt auf Fragen oder Aussagen reagieren, trotzdem verstehen viele nicht, warum sie auf eine Antwort warten müssen.

Es ist alles so wahnsinnig schnell lebig. Manchmal sehne ich mich nach der Zeit von Festnetztelefon und Briefe schreiben.. Anderseits würde es mich wahnsinnig machen, da ich einfach in dieser schnell lebigen Zeit aufgewachsen bin. Ich wurde sozialisiert mit Handy und Internet, das Ganze ist einfach nicht mehr wegzudenken.

Dann denke ich mir, ich habe es ja selbst in de Hand, ich kann mein Facebook und Instagram Profil löschen und kann ein Leben fernab der sozialen Netzwerke führen... Facebook nutze ich tatsächlich nur noch für Veranstaltungen und um mir Geburtstage zu merken...und um ein paar politische Beiträge zu lesen. Instagram hingegen nutze ich auf jeden Fall mehr und das macht mir auch Spaß. Ich denke, es ist einfach nur wichtig ein gesundes Maß dafür zu finden, das ist oft gar nicht so einfach. 

Kleiner Musikalischer Nachtrag zum Blog:

https://open.spotify.com/track/2NoOqXvAYu30Piyq7u9v5Q?si=EOEEYESwSkmfA1_hbOcW5w

https://open.spotify.com/track/39SHOLiITB3PFrmlhz4HnB?si=5XwAc9tBTma9MIePGn7_Fw

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